Die so genannte „Neue Rechte“ und ihre Methoden und Strategien im „geistigen Bürgerkrieg“ – so ein Zitat eines der Vordenker dieser extremistischen Strömung – standen im Fokus des Vortrags von Franz Konietzky während der vierten Demokratiekonferenz der Partnerschaft für Demokratie Landkreis Sankt Wendel. Multimedial untermalt, ging Konietzky auf Ursprung, Personen und Strukturen der „Neuen Rechten“ ein, die es mittlerweile durch geschicktes Taktieren und Agieren vor allem in den sozialen Medien schaffen, Aufmerksamkeit zu erregen und Themen zu platzieren. Und damit insbesondere junge Menschen erreichen. Einfluss gewänne sie auch durch die Strategie der „Diskursverschiebung“: Rechtspopulistische Argumente und Themen sickern in die Mitte der Gesellschaft ein. Dies flankiert durch Kampagnen, Neologismen, Memes, Shitstorms. Die Grenzen des Sagbaren verschieben sich nach rechts.
Lebhaft diskutierten anschließend die rund 60 Besucher:innen der Demokratiekonferenz über das eben Gehörte: über Verantwortung – der Zivilgesellschaft, aber auch etwa der Medien –, über besorgniserregende Entwicklungen und mögliche Gegenstrategien.
Die Frage nach möglichen Gegenstrategien stellte bereits vor dem Vortrag Dr. Franz Josef Barth, Bürgermeister der Gemeinde Nonnweiler und Vorsitzender des Nationalpark-Tors Keltenpark, in seinem Grußwort. Als gleich „zweifacher Hausherr“ – die Demokratiekonferenz fand in der Gemeinde Nonnweiler, dazu im Otzenhausener Nationalpark-Tor statt – betonte Barth, der Ort der Veranstaltung sei gut gewählt: Otzenhausen sei Sitz der Europäischen Akademie, die sich seit 70 Jahren für Völkerverständigung und demokratische Werte einsetze; die Gemeinde Nonnweiler sei Heimat der idee.on, einem Träger der freien Jugendhilfe, der sich auch pädagogisch in der Extremismusprävention engagiere. Zudem befinde sich nicht unweit vom Nationalpark-Tor der Erinnerungspfad Höckerlinie, der unter anderem an die Gräueltaten des Nationalsozialismus mahnt.
Den Veranstaltungsort – das im November eröffnete Nationalpark-Tor Keltenpark – bezeichnete Kreisbeigeordnete Martina Weiand als einen weiteren touristischen Leuchtturm im Landkreis Sankt Wendel. Einem Landkreis, so sagte sie es in ihrem Grußwort in Vertretung für Landrat Udo Recktenwald, der auf vielen Feldern zu den Top-Regionen im Saarland und darüber hinaus gehöre. Und dennoch gebe es auch hier beklemmende Entwicklungen und Tendenzen. Wie überall, so nehmen auch im Sankt Wendeler Land extremistische Meinungen und Äußerungen, Demokratieverdrossenheit und Populismus zu. Es gelte, sich dem als Gesellschaft entgegenzustellen. Dabei helfen Aufklärung und Bildung, dabei helfen Programme wie die Partnerschaft für Demokratie. Heutzutage notwendiger denn je: „Umso mehr freut es mich, dass Sie alle hier sind, um nicht nur das Programm zu verfolgen, sondern auch, um unsere Partnerschaft für Demokratie zu unterstützen und somit auch ein Zeichen zu setzten für ein tolerantes und weltoffenes Sankt Wendeler Land.“
Den Abschluss des Abends bildete der Auftritt der Band Brillant, die mit Liedern gegen Extremismus und für Toleranz das Thema des abends musikalisch beleuchtete. Ein Abend, durch den Uwe Albrecht (Adolf-Bender-Zentrum) als Moderator führte und der unter dem Motto stand: „Stimmen gegen Rechtsextremismus“.